Niederländisches Radio zu Gast im evangelischen Kindergarten Friedenau
Niederländisches Radio zu Gast im evangelischen Kindergarten Friedenau
Niederländischer Hörfunksender blickt hinter die Kulissen einer deutschen Kindertageseinrichtung – Anerkennung niederländischer Erzieherinnen schwierig
„Wo liegen eigentlich die Niederlande?“, fragen große Kinderaugen im Evangelischen Kindergarten Friedenau in Steinfurt. „Gar nicht weit weg ist das“, antworten die Erzieherinnen. „Das ist unser Nachbarland, gerade mal 30 Kilometer entfernt“. Mit Blick auf die Krippen und Kindertagesstätten auf deutscher und niederländischer Seite trennen die beiden Anrainerstaaten hingegen Welten. Zu diesem Ergebnis kam am Montag, 18. August, eine Hörfunkjournalistin des niederländischen Senders Radios 1. Für die Sendung „Radio Een Vandaag“ verschaffte sich Laura Kors unter der Überschrift „Werken in een duitse kindertagesstätte“ (Arbeiten in einer deutschen Kindertagesstätte) Einblicke in den Evangelischen Kindergarten Friedenau. Dabei standen vor allem die Arbeitsmöglichkeiten niederländischer Fachkräfte in deutschen Kitas im Fokus. Die Eindrücke und Interviews aus der evangelischen Einrichtung sendet der niederländische Hörfunk am 27. August in der Zeit von 14 bis 16.30 Uhr.
„Bis heute haben uns als Kita-Träger zahlreiche Bewerbungen niederländischer Kolleginnen erreicht, die gerne als Erzieherinnen in unseren Einrichtungen arbeiten würden“, erklärt Claudia Brinkmöller. Die Pädagoginnen seien in der Regel – insbesondere im U3-Bereich – sehr gut ausgebildet, brächten vielfach Praxiserfahrung mit und suchten jenseits der Grenze eine Anstellung, erläutert die Geschäftsführerin des Trägerverbunds der Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken (Tv-KiTa). Aufgrund der vergleichsweise trüben wirtschaftlichen Lage im Nachbarland sowie einer Verringerung des so genannten „kinderopvangtoeslag“, ein staatlicher Zuschuss für berufstätige Eltern zum Kinderbetreuungsbeitrag, sind gegenwärtig zahlreiche Erzieherinnen auf Stellensuche. Einer Zusammenarbeit entlang der deutsch-niederländischen Grenze stehe aber oftmals die komplizierte Anerkennung schulischer wie beruflicher Abschlüsse im Wege – trotz eines europäischen Arbeitsmarktes. So müssten die niederländischen Fachkräfte Pädagoginnen ihre Berufsabschlüsse bei den deutschen Behörden in den jeweiligen Bundesländern anerkennen lassen. In NRW sei beispielsweise die Bezirksregierung Köln zuständig. Dieser Prozess dauere oftmals sechs Monate oder länger und stelle die Betroffenen vor zusätzliche Herausforderungen. Aber auch für Träger, Arbeitgeber und Kita-Leitungen, die gerne niederländische Fachkräfte anstellen würden, bedeutet das Vorgehen ein mitunter unbestimmtes Warten auf die Anerkennung von Abschlüssen, bevor ein Arbeitsvertrag unterschrieben werden könne. Mittlerweile hat sich auch die deutsch-niederländische Euregio dem Thema angenommen, weiß Brinkmöller zu berichten.
Ihre Erfahrungen schilderte die Gronauerin dem niederländischen Hörfunk. Neben der Tv-KiTa-Geschäftsführerin sowie Ulla Nimz, Leiterin des Evangelischen Kindergartens Friedenau, stellte sich auch Suzanne Joof aus Amsterdam den Fragen des Senders. Seit Monaten bereits engagiert sich die Niederländerin um die Anerkennung ihrer pädagogischen Ausbildung in Deutschland. So würde sie im Münsterland nur zu gerne Kinder in einer Kita oder einem Familienzentrum betreuen. Die Übersetzung ihrer beruflichen Ausbildung in die nordrhein-westfälische Kita-Landschaft samt Ausbildungsordnung zieht sich indes hin. Für Geschäftsführerin Claudia Brinkmöller steht daher fest, sich auch weiterhin für die Anerkennung der niederländischen Kolleginnen und Kollegen und ihrer beruflichen Qualifikation einzusetzen. Schließlich würden in Deutschland laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung momentan rund 120.000 Erzieherinnen und Erzieher gesucht. Im Herbst plant der evangelische Träger nun einen Praktikumstag für niederländische Studierende in Kooperation mit einer Fachschule für Erzieher aus Zwolle, die in Kürze ihre pädagogische Ausbildung abschließen. Den Beitrag aus Steinfurt sendet der niederländische Hörfunk Radio 1 am 27. August, in der Zeit von 14 bis 16.30 Uhr in der Sendung „Radio Een Vandaag“.